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Der heilige Joseph, der Nährvater Jesu, ist ein nicht so bekannter Heiliger, über den wenig geschrieben wurde, weil es nicht allzu viele Zeugnisse über ihn gibt. Sein Kult hat jedoch in letzter Zeit stetig zugenommen, ein Zeichen für die mächtige Fürsprache, die dieser fleißige und stille Heilige bei Gott hat.

            Schon seit der Antike gibt es von mehreren Kirchenvätern eine zärtliche Verehrung für den heiligen Joseph, den Nährvater Jesu. Das lateinische Wort „puto“ bedeutet „ich glaube“, d.h. er war derjenige, „von dem man glaubte“, dass er sein Vater sei (vgl. Lk 3,23). Sein Kult findet sich auch bei anderen Heiligen der Kirche. Der berühmteste Ausdruck findet sich bei der heiligen Teresa von Jesus (von Ávila), wenn sie sagt: „Ich erinnere mich nicht, ihn bis jetzt um etwas gebeten zu haben, was er mir nicht gewährt hätte. Ja, es ist zum Erstaunen, welch große Gnaden mir Gott durch die Vermittlung dieses glückseligen Heiligen verliehen und aus wie vielen Gefahren des Leibes und der Seele er mich durch ihn befreit hat. Anderen Heiligen scheint der Herr die Gnade gegeben zu haben, nur in einem bestimmten Anliegen helfen zu können; diesen glorreichen Heiligen aber habe ich in allen Stücken als Nothelfer kennengelernt. Der Herr will uns ohne Zweifel zeigen, dass er ihm im Himmel alles gewähre, was er von ihm begehrt, nachdem er ihm auf Erden als seinem Nähr- und Pflegevater, der das Recht hatte, zu befehlen, untertänig gewesen war. Dies haben auch einige andere Personen erfahren, denen ich geraten habe, sich ihm zu empfehlen. Jetzt ist die Zahl derer, die diesen Heiligen aufs Neue verehren, schon eine große, und sie alle finden die Wahrheit des hier Gesagten an sich bestätigt.“ (Buch des Lebens).

            Die Verbreitung seines Kultes nahm stetig zu. Im Jahr 1726 wurde sein Name in die Litanei der Heiligen aufgenommen. Im Jahr 1833 wurde das kleine Offizium des heiligen Joseph, das mittwochs gebetet werden sollte, genehmigt. 1844 wurde der Name des Heiligen in die Anrufungen aufgenommen, die nach der Messe gebetet werden sollen. 1847 dehnte Papst Pius IX. das Patronatsfest des heiligen Joseph auf die ganze Kirche aus. Dieses Fest wurde 1956 durch das Fest des heiligen Joseph des Arbeiters ersetzt, das auf den 1. Mai gelegt wurde. Größere Bedeutung wird jedoch die Erklärung des heiligen Joseph zum Patron der Weltkirche haben, die der selige Papst Pius IX. am 8. Dezember 1870 mit dem Dekret Quemadmodum Deus vornahm. So begann dieses Dekret:
             „Wie Gott den Patriarchen Joseph, den Sohn Jakobs, zum Statthalter über ganz Ägypten einsetzte, um dem Volk den lebensnotwendigen Weizen zu sichern, so wählte er, als die Zeit erfüllt war, dass der Herr seinen eingeborenen Sohn auf die Erde senden würde, um die Welt zu erlösen, einen anderen Joseph, dessen Gestalt der erste war. Er setzte ihn zum Herrn und Fürsten über sein Haus und seine Güter ein. Er übertrug ihm seine reichsten Schätze zur Obhut.
            Denn Joseph heiratete die unbefleckte Jungfrau Maria, von der durch die Kraft des Heiligen Geistes Jesus Christus geboren wurde, der vor aller Augen als Josephs Sohn gelten wollte und sich herabließ, sich ihm zu unterwerfen. Den, den so viele Propheten und Könige zu sehen gewünscht hatten, sah Joseph nicht nur, sondern unterhielt sich auch mit ihm. Er drückte ihn mit väterlicher Zärtlichkeit in die Arme, bedeckte ihn mit Küssen, mit eifersüchtiger Sorgfalt und beispielloser Fürsorge nährte er den, den die Gläubigen als das Brot des ewigen Lebens in sich aufnehmen sollten. Wegen dieser erhabenen Würde, zu der Gott seinen treuesten Diener erhob, hat die Kirche den heiligen Joseph immer mit einer außergewöhnlichen, wenn auch geringeren Verehrung als die Mutter Gottes gepriesen und geehrt. Immer hat sie in kritischen Stunden seinen Beistand erfleht.“

            Am 15. August 1889 schickte Papst Leo XIII. die Enzyklika Quamquam Pluries, in der er die Verehrung des heiligen Joseph empfahl. Mit dieser Enzyklika wurde auch das inzwischen klassische Gebet „Zu dir, gesegneter Joseph“ verbreitet.

            Im Jahr 1909 hatte der Heilige Stuhl eine Litanei zu Ehren des heiligen Joseph genehmigt, die der ganzen Kirche vorgeschlagen, von Papst Pius X. gebilligt und in den Acta Apostolicae Sedis veröffentlicht wurde.

            Am 9. April 1919 fügte Papst Benedikt XV. eine eigene Präfation zu Ehren des heiligen Joseph in das Messbuch ein. Später wollte Papst Johannes XXIII. den Namen des heiligen Joseph in den römischen Kanon aufnehmen. Und am 1. Mai 2013 legte die Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung durch ein von Papst Franziskus genehmigtes Dekret fest, dass der Name des heiligen Joseph in alle eucharistischen Gebete (II, III, IV) des Römischen Messbuchs aufgenommen wird.

            Am 25. Juli 1920, anlässlich des 50. Jahrestages der Proklamation des heiligen Joseph zum Patron der Weltkirche, veröffentlichte Papst Benedikt XV. ein Motu proprio, Bonum sane, in dem er die Verehrung des heiligen Joseph bestätigte.

            Die Päpste Pius IX. und Pius XI. weihten den Monat März dem heiligen Joseph.

            Am 7. März 1958 ließ Papst Pius XII. ein Gebet an den heiligen Joseph in den Acta Apostolicae Sedis veröffentlichen und stattete es mit einem Teilablass aus. Wir stellen es im Folgenden vor.

O glorreicher Patriarch, heiliger Joseph, demütiger und gerechter Handwerker aus Nazareth, der du allen Christen, vor allem aber uns, das Beispiel eines vollkommenen Lebens in eifriger Arbeit und in bewundernswerter Verbundenheit mit Maria und Jesus gegeben hast, steh uns bei unserer täglichen Arbeit bei, damit auch wir, katholische Handwerker, darin das wirksame Mittel zur Verherrlichung des Herrn, zur Selbstheiligung und zum Nutzen für die Gesellschaft, in der wir leben, als höchste Ideale unseres gesamten Handelns finden können. Erlange uns vom Herrn, o unser geliebter Beschützer, Demut und Einfachheit des Herzens, Freude an der Arbeit und Wohlwollen gegenüber denen, die unsere Arbeitsgefährten sind, Übereinstimmung mit dem göttlichen Willen in den unvermeidlichen Sorgen dieses Lebens und Freude an ihrer Unterstützung, Bewusstsein unserer besonderen sozialen Mission und Verantwortungsgefühl, Geist der Disziplin und des Gebets, Fügsamkeit und Respekt gegenüber unseren Vorgesetzten, Brüderlichkeit gegenüber Gleichgestellten, Nächstenliebe und Nachsicht gegenüber unseren Untergebenen. Begleite uns in blühenden Zeiten, wenn alles uns dazu einlädt, die Früchte unserer Arbeit ehrlich zu genießen; aber unterstütze uns auch in traurigen Stunden, wenn der Himmel sich vor uns zu verschließen scheint und selbst die Werkzeuge der Arbeit in unseren Händen zu rebellieren scheinen.
Lass uns nach deinem Vorbild unsere Augen auf unsere Mutter Maria, deine liebste Frau, richten, die in einer Ecke deiner bescheidenen Werkstatt still vor sich hin spann und das gnädigste Lächeln auf ihren Lippen hinterließ; achte auch darauf, dass wir unsere Augen nicht von Jesus abwenden, der mit dir an deiner Schreinerbank schuftete; auf dass wir ein friedliches und heiliges Leben auf Erden führen können, ein Vorspiel zu dem ewig glücklichen Leben, das uns im Himmel erwartet, für immer und ewig. So sei es!


            Am 19. März 1961 bat Papst Johannes XXIII. im Apostolischen Schreiben „Le Voci“  um den Schutz des heiligen Joseph für das Zweite Vatikanische Konzil.

            Am 15. August 1989 veröffentlichte Johannes Paul II. das Apostolische Schreiben Redemptoris Custos anlässlich des hundertjährigen Jubiläums der Proklamation des heiligen Joseph zum Patron der Weltkirche.

            Am Hochfest der Unbefleckten Empfängnis am 8. Dezember 2021 sandte der Heilige Vater Franziskus das Apostolische Schreiben Patris corde anlässlich des 150. Jahrestages der Proklamation des heiligen Joseph zum Patron der Weltkirche und erklärte das Jahr 2022 zum „Jahr des heiligen Joseph“.

            Am 1. Mai 2021 forderte die Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung in einem Brief an die Vorsitzenden der Bischofskonferenzen die Aufnahme neuer Anrufungen in die Litaneien zu Ehren des heiligen Joseph.



            All diese offiziellen Eingriffe der Kirche kommen zu den vielen anderen Andachten hinzu, die sich im christlichen Volk etabliert haben, wie z. B. die Verehrung der Sieben Schmerzen und Freuden des heiligen Joseph, die Josephslitanei, der Josephsgürtel oder die Josephskordel, der Josephskranz, das Josephsskapulier, der Heilige Mantel zu Ehren des heiligen Joseph, die Neun Mittwoche, die Ewige Novene, die Ewige Krone, das Ewige Gericht.

            In den Evangelien ist jedoch kein Wort über den heiligen Joseph zu finden. Stattdessen werden wir an seine Taten, seine Treue zu Gott, erinnert, von denen sich auch die Verehrung der Sieben Schmerzen und Freuden ableitet: die Annahme Marias als Mutter des Messias (Mt. 1,18-25), die Geburt Jesu (Lk. 2,4-7), die Beschneidung (Lk. 2,21), die Darstellung im Tempel (Lk. 2,22-33), die Flucht nach Ägypten (Mt. 2,13-15), die Rückkehr nach Galiläa (Mt. 2,19-23) und der zwölfjährige Jesus im Tempel (Lk. 2,39-51).
Dieses Schweigen und dieses Handeln des heiligen Joseph erinnern uns daran, dass das Zeugnis in erster Linie durch Werke des Glaubens und nicht durch Worte gegeben wird. Und es erinnert uns daran, dass die Tradition der Kirche nicht nur aus schriftlich überlieferten Worten besteht, sondern in erster Linie eine lebendige Kommunikation ist, die vom Heiligen Geist ausgeht, der sich schriftlicher Texte bedienen kann oder auch nicht.

            Die Fürsprache des heiligen Joseph geht auch heute noch weiter, meist im Stillen, so wie auch sein Leben war. Ein Dokumentarfilm mit dem Titel „Das Herz eines Vaters“, der ihm im Jahr 2022 gewidmet wurde, beleuchtet diese Vermittlung mit Gott. Der Regisseur Andrés Garrigó, der in verschiedenen Ländern nach Spuren der Verehrung dieses Heiligen suchte, entdeckte, dass „… Joseph von Nazareth, der Riese der Stille, aktiver denn je ist, jeden Tag Tausende von Menschen anzieht und auf außergewöhnliche Weise in ihrem Leben wirkt“.
Der Film zeigt historische und theologische Aspekte, aber vor allem die Fürsprache des heiligen Joseph im Leben der Menschen, selbst bei denen, die zunächst misstrauisch sind: Bekehrungen, gescheiterte Ehen, Beistand für Sterbende usw. Es stellt sich heraus, dass der heilige Joseph nicht nur ein Mann ist, der vor mehr als 2000 Jahren gelebt hat, oder eine Figur aus der Krippe, sondern ein Heiliger, der im Leben der Menschen wirkt, die ihn anrufen, ein Heiliger, der auf der ganzen Welt verehrt wird.

Der Film richtet sich in erster Linie an ein gläubiges Publikum, ist aber ohne Einschränkungen für alle Altersgruppen geeignet.

Hier ist auch das Informationsblatt zum Film.

Titel: Das Herz eines Vaters
Originaltitel: Corazón de padre
Erscheinungsjahr: 2022
Kinostart: 18.03.2022
Spielzeit: 91 min
Genre: Dokumentarfilm
Zielpublikum: Jeder
Land: Spanien
Regie: Andrés Garrigó
Hauptdarsteller/innen: Paco Pérez-Reus, María Gil
Drehbuch: Josepmaria Anglés, Andrés Garrigó
Fotografie: Ismael Durán
Produktionsfirma: Andrés Garrigó
Filmverleih: Goya Producciones
Offizielle Website: https://www.saintjosephthemovie.com/
Bewertung: 7/10 (decine21)

Trailer: